US-Wahl: Der Albtraum wird wahr

Wer einst geglaubt hat, nach Ronald Reagan könnte es nicht schlimmer kommen, der/die wurde mit George W. Bush eines Besseren belehrt. Doch dass auch dieser noch zu „toppen“ ist, war bis heute früh schwer vorstellbar. Doch es scheint immer noch einen „worst worst case“ zu geben.

Die Welt wird in den nächsten Jahren mit einem US-Präsidenten Trump leben müssen – und diesen hoffentlich überleben!

Was könnte uns also blühen?
– Ein unberechenbarer Choleriker mit übersteigertem Ego am „Atom-Druckknopf“
– Ein Macho und Sexist statt der ersten Frau im Weißen Haus
– Rassismus bleibt nicht mehr auf schießwütige Cops im Mittelwesten beschränkt, sondern wird „ganz oben“ salonfähig (durch einen Präsidenten, der offiziell vom „Ku-Klux-Klan“ unterstützt wurde)
– Außenpolitik wird zum Poker-Spiel – oder auch zum „russischen Roulette“ (zumal die USA jetzt vom „Kandidaten des Kreml“ regiert werden)
– „unkomplizierte“ Euro-Atlantische Beziehungen, denn „Belgien ist eine schöne Stadt“
–  Hillary hinter Gittern, dafür offene Arme für Putin, Erdogan, Orbán („Trump ist gut für Europa“) und andere „Gleichgesinnte“
– ein Milliardär der „steuerschonend unterwegs“ ist, als „Robin Hood der Armen“

Genug der – leider wahr gewordenen – Albträume;  werfen wir noch einen Blick auf das Wahlergebnis:
– Donald Trump hat nicht knapp, sondern deutlich die nötige Anzahl an Wahlmännerstimmen übertroffen, dazu noch die Mehrheit der „swing states“ geholt und USA-weit rund 48% der Stimmen erreicht.
– Hillary Clinton konnte offenbar nicht ausreichend mobilisieren. Zwar schaffte sie laut Exit Polls bei den Frauen und bei den unter 45-Jährigen klare Mehrheiten, aber sie wurde nicht als Alternative, sondern bestenfalls als „kleineres Übel“ gesehen.
– Auch linke WählerInnen dürften wegen des „Austricksens“ von Bernie Sanders de-motiviert gewesen sein. Die Kandidatin der Grünen Jill Stein, eine Ärztin aus Massachusetts, die landesweit 1% der Stimmen erreichte, hatte ihre besten Ergebnisse in Hawaii (2,9%), Oregon (2,4%) und Vermont (2,3%) – alles Staaten, in denen Sanders die „primaries“ gegen Clinton gewonnen hatte.
– Im Zuge des Wahlkampfes hatte es so ausgesehen, als ob es die Republikanische Partei „zerreißt“ – jetzt stellt sie nicht nur den Präsidenten, sondern auch die absolute Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat. Ob das jetzt den radikalen „Tea Party“-Flügel und evangelikale Fundis stärkt oder die noch verbliebenen Gemäßigten, wird sich erst zeigen.

Auf jeden Fall hat sich leider gezeigt, dass dumpf-aggressive Proteststimmungen, Sehnsucht nach dem „starken Mann“ und nach scheinbar einfachen Lösungen sowie diffuse „Heilserwartungen“ aufgrund leerer Versprechungen (Empire-Nostalgie beim „Brexit“, „Make America great again“ bei Trump) nicht nur in Europa, sondern auch auf anderen Kontinenten um sich greifen.

Eine Herausforderung, der sich die liberale Demokratie, aber auch eine kritische Linke stellen muss.