De facto Abtreibungsverbot in Polen hält von russischen Soldaten vergewaltigte Ukrainerinnen von Flucht ab

Die EU darf nicht dabei zusehen wie Kriegsverbrechen auf den Körpern von Frauen ausgetragen werden

Wien (OTS) – „Aus vergangenen Kriegen wissen wir, dass geschlechtsspezifische Kriegsverbrechen wie sexuelle Gewalt und Vergewaltigungen strategisch als Kriegswaffen gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werden. Täglich erreichen uns neue entsetzliche Berichte über Vergewaltigungen ukrainischer Frauen und Mädchen durch russische Soldaten“, erzählt Meri Disoski, Frauensprecherin der Grünen. „Nun fürchten ungewollt schwangere Ukrainerinnen die Flucht nach Polen, weil ihnen dort höchstwahrscheinlich eine Abtreibung verwehrt wird.“ 

In Polen sind Schwangerschaftsabbrüche seit mehr als einem Jahr de facto verboten. Immer wieder sterben Frauen, weil ihnen medizinische Hilfe verweigert wird – selbst dann, wenn sie in Lebensgefahr schweben. Aktuell steht die Aktivistin Justyna Wydrzyńska in Polen vor Gericht, weil sie einer ungewollt schwangeren Frau Abtreibungspillen geschickt hatte. Ihr drohen drei Jahre Haft für die Beihilfe zum Schwangerschaftsabbruch. „Das radikale Abtreibungsverbot in Polen ist für den Tod vieler Frauen verantwortlich – eine Menschenrechtsverletzung, die wir seit Anbeginn verurteilen und die augenblicklich ukrainische Frauen von einer sicheren Flucht abhält“, warnt Disoski. 

Auch für Monika Vana, Delegationsleiterin der österreichischen Grünen im Europaparlament, ist das Thema von äußerst hoher Dringlichkeit: „Als Grüne/EFA Fraktion im Europaparlament haben wir uns bereits letzte Woche mit der dringenden Frage an die Kommission gewandt, wie der Zugang zu medizinischer Versorgung für flüchtende Frauen sichergestellt wird. Wir wollten darüber hinaus wissen, was die Kommission unternimmt, um Organisationen und Menschen zu helfen, die Frauen in dieser Situation unterstützen und von polnischen Behörden dafür verfolgt werden. Es kann nicht sein, dass von russischen Soldaten in Kriegsverbrechen vergewaltigte Frauen keine Zuflucht in Polen suchen wollen bzw. können, weil dort Schwangerschaftsabbrüche beinahe vollständig verboten sind.“ 

Vana und Disoski sehen hier eine klare Verantwortung bei der Europäischen Kommission: „Die humanitäre Hilfe der EU muss auch diesen Bereich mit einschließen.“ 

„Als Grüne Fraktion im Europaparlament schauen wir der Kommission hier ganz genau über die Schulter, um sicherzustellen, dass der Zugang zu Sexuellen und Reproduktiven Rechten für alle Menschen in der EU gleichermaßen sichergestellt wird“, betont Vana.